Sassaniden und Religioten (21)

Shownotes

Die nächsten Jahrhunderte werden in unserer Region von den Kämpfen der Römer gegen das Sassanidenreich beherrscht. Das zweite persische Großreich des Altertums ist im ausgehenden 3. Jahrhundert ein ausgesprochen ernstzunehmender Gegner Roms. Die Sassaniden nennen ihr riesiges Reich Ērānšāhr, und nicht überraschend stammt daher auch der Name Iran, den sich viele hundert Jahre später der Schah von Persien für sein Land zurückholen wird.

Mitte des dritten Jahrhunderts blüht und gedeiht das iranische Judentum unter dem Sassaniden Schapur dem Ersten, bis es mit dem Erwachen des Islam immer mehr zum Schweigen gebracht wird. Trotzdem werden iranische Juden bis in die 1970er Jahre im Iran eine starke und kreative Minderheit bilden. Erst die Mullahs sollten dem ein Ende bereiten. Im Laufe der ständigen Kriege muss Rom immer mehr an die Sassaniden abtreten, bis die beiden Reiche ungefähr gleich groß und mächtig sind. Die Kriege wogen gut 300 Jahre hin und her und Rom spaltet sich in das Ost- und das Weströmische Reich. Dann rückt ein römischer Kaiser in den Fokus, der mit seinen kriegerischen und religiösen Entscheidungen die Welt für immer verändern sollte:

Innerhalb von nur 4 Jahren legt Konstantin der Große die Grundlage für eine neue Weltreligion. Als Konstantin 306 an die Macht kommt und beginnt, das Christentum zu propagieren, gibt es im Römischen Reich höchstens zwischen 5 und 15 Prozent Christen, darunter Konstantins Mutter. Es gibt jede Menge Hypothesen, warum sich Konstantin dem Christentum zuwendet, keine davon ist zweifelsfrei belegt. Jedenfalls erlässt Konstantin I. ein Toleranzedikt für den christlichen Glauben, zunächst zusammen mit seinem oströmischen Mitregenten Licinius. Als er diesen dann im Jahr 324 besiegt und das Reich vereint, macht er das Christentum zur Staatsreligion.

Im Jahr darauf beauftragt er im Konzil von Nicäa den Bischof Macarius, das originale Grab Jesus Christus zu finden und dort eine Kirche zu errichten. Außerdem solle er Jerusalem so aufbauen, dass es sogar seine frühere Größe in den Schatten stellen würde. Vor allem aber sollte er alles dem Erdboden gleichmachen, das an frühere Religionen erinnert, einschließlich der römischen. Zur Unterstützung sandte er seine Mutter Helena nach Jerusalem, die ihre Aufgabe mit brennend religiösem Eifer erfüllt. Sie vertreibt die Juden vom Tempelberg, nennt sie eine »widerliche und barbarische Schande« und lässt auf ihren Gebetsstellen Abfall lagern. Unruhige Zeiten brechen an.

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